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Der Mythos Liebe gilt für manche als ein Ur-Gefühl im Menschen, während andere in ihm nur eine dem Zeitgeist unterworfene Gesellschaftskonstruktion erkennen. Dabei ist das Konzept zwischenmenschlicher Liebe mit großer Wahrscheinlichkeit so alt, wie die Menschheit selbst. Die ältesten, in Stein gemeißelten Liebesbekundungen stammen aus Ägypten und werden auf das Jahr 1300 vor Christus datiert. Liebe und ihre rationalen Begründungsstrategien sind dabei stets kulturabhängig gewesen: Die Götter der griechisch-römischen Kultur kannten beispielsweise eigene Erzählungen über diverse Arten von Lust, Liebe und Verführung. Als Produkt der damaligen Gesellschaft deutet dies darauf hin, dass schon die antiken Völker ähnliche Partnerschafts- und Beziehungsprobleme erlebten, wie wir sie heute kennen. Sämtliche Effekte des Verliebtseins wurden damals mit komplexen göttlichen Fügungen erklärt. In Griechenland lenkten Aphrodite und Eros, im römischen Reich Venus und Amor die Liebesbeziehungen der Menschen auf spielerische und oft schicksalhafte Weise.

Das Mittelalter hingegen unterdrückte die meisten Sehnsüchte der Gesellschaft, da alle menschliche Liebe zentral auf Gott gerichtet sein sollte. Trotz starker kirchlicher Kontrolle war die Realität von Prostitution geprägt, obwohl die Zweckgemeinschaft der Versorger-Ehe bereits diverse Formen von Abhängigkeitsgefügen hervorgebracht hat. Außerdem verfassten Künstler aus dieser Zeit beeindruckend schöne Lyrik und bezaubernde Minnegesänge, die sich fast ausschließlich mit der Liebe zu schönen Edeldamen befassten. Die Beziehungen dieser Zeit waren keinesfalls frei entscheidbar. Jahrhundertelang bestimmten Stand und Zunft über symbolische Zweckbündnisse zur Wahrung/Vermehrung von Besitz und Wohlstand. Während bis Ende des 18. Jahrhunderts die Eltern oder gar Notare eine Zweckehe beschlossen, sind heutige Liebesbeziehungen ein Ausdruck intimster Individualität geworden. In wen wir uns heute verlieben, entscheiden wir selbst (auch wenn wir vielleicht nicht einmal wissen, weshalb). Aber wie entstand eigentlich die Idee der romantische Liebe wie wir sie heute (er)kennen?

Während im Barock-Zeitalter noch die Vernunftehe die Bindung zweier Familien prägte, unterschieden sich bereits die vorherrschenden Schönheitsideale nicht sonderlich von heutigen Standards. Im Jahr 1761 erschien dann Jean-Jaques Rousseaus Roman „Julie“, der ein Europa mit steigender Alphabetisierungsquote im Sturm eroberte. Bis ins Jahr 1800 hatten unzählige Romanautoren Rousseaus Erfolgsrezept aufgegriffen und mit jedem neuen Roman manifestierte sich das Konzept der romantischen Liebe in den Köpfen und Herzen der Menschen. Romantik wurde also zunächst salonfähig und letztendlich zur begehrten Norm. „Noch heute verstehen wir romantische Liebe im Wesentlichen so, wie Rousseau es damals formulierte“ (Elliott &Merrill-1934:9).
Das Konzept romantischer Gefühle, als Basis für eine dauerhafte Beziehung, begann sich dann Ende des 18. Jahrhunderts auszudifferenzieren. Gleichzeitig veränderte sich die Gesellschaft sehr radikal. Mit Erosion des Feudalsystems und der industriellen Revolution setzte ein gigantischer sozialer Wandel in der Gesellschaft ein. Die Regeln des Adels wurde gekippt und mit ihnen die patriarchale Familienstruktur, was ein Normenvakuum generierte. Die Liebe bekam ihre große Chance und wusste sie zu nutzen. Gerade in den Vereinigten Staaten wurde die Idee der Romantik erheblich geprägt. Forscher vermuten, dass dies mit dem gestiegenen Individualismus, der ohnehin schwach ausgeprägten Patriarchalstruktur und den relativ liberal betrachteten Schichtunterschieden unter den Siedlern zusammenhing. Ohne diese limitierenden Faktoren konnte Zuneigung zum wichtigsten Element einer Beziehung werden.

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Francis Merrill und Mabel Elliott gingen bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts davon aus, dass die ansteigenden Scheidungszahlen auf überbewertete romantische Vorstellungen zurückgehen. Die Suche nach ewig währendem Glück endet für viele in einem erfolglosen Suchprozess oder einer enttäuschenden Ehe, aus der nur noch die Flucht hilft. Das Ideal eines absoluten Traumpartners beschreiben Emotionsforscher als eine perfekte Kombination aus Erotik und kindlichem Schutz (wie ihn nur eine liebende Mutter geben kann), was ein Grund dafür ist, weshalb wir dieses Ideal niemals in der Realität finden können. Aber obwohl bekanntlich niemand perfekt ist, sind offenkundig manche Menschen näher dran als andere. Und die meisten von uns lassen sich auch nicht davon abbringen, einen Frosch nach dem anderen zu küssen, so lange bis sie ihren Prinzen finden. Was aber lässt uns so konsequent nach unserem perfekten Traumpartner suchen? Weshalb nehmen wir unablässig hohe Mühen und Kosten sowie emotionale Risiken auf uns, wohlwissend, dass unsere Bemühungen mitunter in herben Enttäuschungen münden können? Nach Merrill und Elliott handeln wir so, weil wir noch immer dem romantischen Ideal Rousseaus nacheifern, welches uns immerzu in Filmen, Büchern, Liebesschnulzen und anderen fiktiven Utopien begegnet. Ohne die medial vermittelten Vorbilder von Hollywood bis Rosamunde Pilcher, wäre uns das Konzept der romantischen Liebe völlig unbekannt, so Merrill und Elliott. Doch bereits in jungen Jahren konsumieren wir in Romanen oder Filmen die perfektesten Inszenierungen romantischen Glücks, während wir uns zusehends wundern, weshalb uns dieses Glück nicht im Alltag begegnet. Zugegeben: Was tatsächlich aus den Paaren wird, die sich am Ende einer romantischen Geschichte wiederfinden, bleibt meistens offen. Was aus Jack und Rose geworden wäre, wenn die Titanic ihr Ziel erreicht hätte, ist ebenso ungewiss. Wir wollen einfach daran glauben, dass das Glück der Protagonisten ewig währt.

Auch kleine liebevolle Alltags-Gesten haben wir uns abgeschaut. Unsere Emotionen, so Merrill und Elliott, würden auf symbolisch aufgeladene Objekte übertragen (Briefe, Blumen, Fotos…), weil wir dieses Verhalten vorher bei anderen so beobachtet haben. Die Medien halten dabei das Bild aufrecht, dass die Liebe das wichtigste im Leben darstellt und mit Recht einen Großteil unserer Planung einnimmt. Nach Elliott und Merrill ist die Einsicht jedoch unumgänglich, dass echte Beziehungen von echten Menschen geführt werden und selten von wahrhaftigen Hollywood-Traumprinzen. Die Erkenntnis lautet also, dass eine dauerhaft funktionierende Beziehung keinesfalls nur auf Romantik basieren darf, da die Realität solch überzogenen Erwartungshaltungen keinesfalls gerecht werden kann. Angesichts der Flut an Romantik und medial vermittelten Konzepten grenzenloser Liebe in unserer Gesellschaft, ist es keinesfalls verwerflich, wenn wir hier den Überblick verlieren. Dies soll jedoch keinesfalls eine Ernüchterung sein – vielmehr bringt es unser Verständnis von der Liebe voran, deren emotionale Effekte wissenschaftlich weitestgehend bestätigt werden konnten. Suchen sie nach komplementären Fähigkeiten, gleichen Interessen, einem zuverlässigen und verständnisvollen Partner, der Ihr Leben wahrhaft mit Ihnen teilen möchte. Und verlieren Sie jetzt bloß nicht den Glauben an die Liebe, denn sie ist empirisch nachweisbar und somit kein Produkt reiner Phantasie. Wie Richard David Precht treffend formulierte, dient die Liebe schon lange nicht mehr der reinen Fortpflanzung sondern ist zum Selbstläufer unserer Zivilisation geworden. Dennoch existiert sie, weil wir an sie glauben wollen. Und indem wir einander lieben, machen wir sie letztlich doch real!

Quellenverzeichnis:
Merrill, Francis E., Mabel A. Elliott: Der Romantische Fehlschluss. In: Soziologie der Liebe (Hg.) B. Kuchler, S. Beher. Berlin: Suhrkamp 2014. S.338-363
Bode, A., Krüger J., Raabe, H., Zirwes, C. „Die Biochemie der Liebe – ein Hormon-Ratgeber“ Quarks&Co. WDR Köln 2000.