Die Chance den perfekten Traumpartner dabei einfach auszusortieren, bevor sich echte Liebe entwickeln kann, wird billigend in Kauf genommen und mit jedem abservierten Partner größer. Sobald es doch einmal überraschend zu heftigen Trauerschüben kommt, ist eine Bindung zu einem anderen Menschen noch aktiv. Auch wer die Fehler bei sich sucht oder die Trennung nicht richtig akzeptieren möchte, empfindet noch etwas für den ehemaligen Partner.
Dass auch frische Beziehungen an manchen Tagen unvergesslich schön und an anderen nur gut sind, ist logisch. Deshalb sollten alltägliche Liebesschwankungen noch kein Grund zum Weglaufen sein. Im Gegenteil, sie sind normal. Stellen Sie sich vor, die rosarote Brille würde ewig wären. Vermutlich würden wir irgendwann überschnappen.
Der Psychologe Dietmar Stiemerling betont, dass Schwankungen in der Liebesintensität einer Beziehung völlig normal sind. Der empfundene Level an Liebe ist dabei in jeder Beziehung individuell. Beziehungen verändern sich genauso wie unser Leben sich hin und wieder ändert. Dabei ist die stetige Anforderung an die Partner, trotz aller Veränderung miteinander glücklich zu bleiben. Wer sich nicht verändern will, kann mitunter notwendige Prozesse in einer Beziehung blockieren.
Werden sich einstellende Verschiebungen nur schweigend geduldet, kann sich einer der Partner schnell zurückgesetzt fühlen. Wenn der Liebeslevel sich zu verschieben beginnt, lohnt eine Aussprache durchaus.
Wer in kaputten Beziehungen verweilt, riskiert daraus selbst emotionalen Schaden zu nehmen. Erzwingen lässt sich gar nichts… außer einem „Bitte“ kann man nichts verlangen, so Dietmar Stiemerling. Auch ein Streit erfüllt möglicherweise Verschiebungsfunktionen und ist gut, solange am Ende eine Einigung gemeinsamen Fortschritt schafft. Laut dem Paartherapeut ist das richtige Maß zwischen Schweigen und ewiger Dauerdiskussion der richtige Weg für ein gesundes Miteinander in einer sich stetig wandelnden Welt. Friedrich Ludwig Jahn sagte dazu: „Das Geheimnis, mit allen Menschen in Frieden zu leben, besteht in der Kunst, jeden seiner Individualität nach zu verstehen“.
Mit Liebe recherchiert…
Quelle:
Herpell, G. „Schwankungen sind ganz normal“ IN: Emotion Edition Nr.1 „Die fünf Stationen der Liebe“
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