Mehr als fünf Jahre wurden über 10.000 Frauen aus 37 verschiedenen Kulturen nach ihren Traummännern befragt. Dabei wurden Menschen aus verschiedensten Kontinenten/Inseln, Staatsformen, Religionen und Gesellschaftsschichten in den Survey aufgenommen. In dem Fragebogen konnten die Probandinnen Charaktereigenschaften wie Commitment, Sympathie, Köpfchen und Humor graduell nach ihrer Wichtigkeit einordnen und ihre persönlichen Präferenzen darüber festlegen, was sie bei einem Mann als wichtig/unwichtig erachten. Das Resultat: Wir Menschen sind evolutionär alle auf die gleichen Suchkriterien gemünzt. Unabhängig vom Lebenshintergrund ändern sich am Bild des Traumpartners allenfalls einige kulturelle Details. Das jeweilige Bild vom Traumpartner ändert sich jedoch nicht in seiner Grundstruktur. Ein junger Krieger eines indigenen Stammes im tiefsten Amazonas hat ähnliche Vorstellungen von der perfekten Traumfrau wie ein Student an einem College an der US-Westküste oder jemand aus dem Uralgebirge.
Ein attraktives Äußeres entscheidet – bei Männern wird die Attraktivität einer Frau übrigens weltweit als extrem wichtig betrachtet. Umgekehrt ist das anders. Die konkrete Aufmachung der Frau, wie etwa ihre Frisur, Mode, Körperschmuck oder auch ihr Auftreten, wird lediglich durch das jeweils vorherrschende Frauenbild geprägt. Attraktivität steht jedoch über diesen Attributen. Universell sind beim Thema Attraktivität lediglich die Symmetrie des Gesichtes und eine weibliche Figur. Der Rest mag sein, wie er will. Natürlich finden Sie in unserem VIP Magazin auch mehr zum Thema Schönheit und was wir daraus machen.
In einem 1984 von den Psychologen Dr. Regina Maiworm und Prof. Werner Langthaler erarbeiteten Paar-Erkennungs-Spiels werden die Spieler auf einer Party in einen Raum geführt, in dem 10 Paare stehen – aber wild durcheinander. Die Aufgabe besteht darin, nun zu erraten, wer mit wem zusammen ist. Nach statistischer Wahrscheinlichkeitsrechnung müssten die Spieler eigentlich nur ein einziges Paar erraten… im Schnitt gelingt ihnen das jedoch bei drei bis fünf Pärchen. Das liegt am sogenannten Homogamie-Modell, welches besagt, dass Gleich und Gleich sich gern gesellt. Große Frauen wählen große Männer, attraktive Männer wählen attraktive Frauen usw… das hilft uns dabei Paare einander zuzuordnen. Das funktioniert auch über die Frisur, Körperschmuck oder über den Kleidungsstil ganz gut – zumal viele Paare zusammen shoppen gehen oder sich manche Männer gleich ganz von ihren Frauen einkleiden lassen.
Besonders in jungen Jahren (20-30), wenn Menschen selbst meist noch auf dem Partnermarkt unterwegs sind, haben sie die beste Urteilsfähigkeit. Übrigens können Frauen besser bestimmen, wer mit wem zusammen passt.
Untersuchungen der Uni von Michigan zeigten sogar, dass sich ähnlich sehende Paare die glücklichsten Beziehungen führen. In Langzeitbeziehungen werden wir uns ja auch immer ähnlich – sogar in punkto Aussehen. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass viele Paare gleiche Gesichtszüge aufweisen, wie etwa die Anordnung der Augen, Abstand zwischen Mund und Nase etc…
Die goldene Grundregel der Partnersuche lautet: Ganz egal wie ein Liebesbeweis auch aussieht, die Frauen bestehen darauf einen zu bekommen. Für indigene Stammesfrauen in Peru ist es das Fleisch, welches ein Jäger erbeuten konnte, für New Yorks High Society vielleicht ein unbezahlbares Schmuckstück. Kulturübergreifend wird von den Männern erwartet, sich ins Zeug zu legen, um Frauen zu beeindrucken. Ob das nun Erfolg bei der Jagd im Dschungel oder auf dem Aktienmarkt ist, ist völlig egal.
Die 37-Kulturen-Studie zeigte, dass Männer mit einem hohen sozialen Status dazu tendieren, weit jüngere Frauen zu wählen, als Männer mit niedrigem Status. Ob es nun nur 2-3 Jahre oder mehr sind, hängt wieder von der Kultur ab. Man kann jedoch konstatieren, dass mit zunehmendem Wohlstand des Mannes das Wunschalter der Partnerin immer geringer wird. Auch bei uns ist es nichts Ungewöhnliches, wenn ein reicher Mann Mitte sechzig eine Frau Anfang zwanzig heiratet. Über alle Kulturen hinweg ist es zudem das Maß an finanzieller Sicherheit, die Frauen als extrem wichtige Eigenschaft bei Männern ansehen – unabhängig von ihrem eigenen Habitus. Männern ist die finanzielle Selbstständigkeit von Frauen dabei weitestgehend egal. Interessant wird dies bei den Einkommensgrenzen. Frauen die mehr als 50.000 US-Dollar Jahreseinkommen erzielen, wollen fast alle einen mindestens ebenso reichen Mann, wie US-Studien zeigten. Ab dieser Gehaltsgrenze entwickeln sich die Einkommensgrößen proportional vergleichbar weiter – verdient sie also 10 Millionen im Jahr, sollte er zumindest genau soviel mitbringen. Hier zeigt sich, dass es weniger darum geht ausgesorgt zu haben, als viel mehr um eine Frage des Prestigeniveaus. Ebenso scheint der weibliche Trend, sich durch feste Bindungen (Partnerschaft oder Ehe) im Gesellschaftsstatus verbessern zu wollen, weltweit ausgeprägt zu sein. Egal in welchen Winkel der Welt wir heute blicken – die globalen Paarfindungstriebe unterscheiden sich nicht wirklich von einander.
Dabei muss immer betont werden, dass sich alle Formen von Aussehen und Status in einem komplizierten Wechselspiel aneinander nivellieren. Kennen Sie übrigens die Traumwerte eines Mannes? Sie lauten 90-60-42, also 90 Jahre alt, 60 Millionen auf dem Konto und 42° Fieber… Zwinker… aber kehren wir lieber zum Thema zurück.
In den meisten Kulturen fordern Männer zudem ein hohes Maß an Treue von den Frauen ein, manchmal sogar noch mehr als die Frauen von ihnen erwarten. Patriarchal geführte Familien, können diese Zahlen jedoch leicht verzerren, weil es leider auch heute immer noch rückständige Kulturgepflogenheiten gibt, dank denen Frauen gar nichts in der Beziehung zu melden haben.
Die Frauen dieser Welt sehen hingegen in der Zuneigung des Partners, sowie in seiner Ehrlichkeit universelle männliche Kernkompetenzen. Männer solchen Formates sind oftmals auch empathische und verständnisvolle Partner. Außerdem sind Menschen mit hohem Einfühlungsvermögen meist die besten Väter. Weitere Voraussetzungen sind Belastbarkeit, emotionale Reife und innere Gelassenheit.
Wichtig ist abschließend die Erkenntnis, dass wir hier nur von Idealtypen reden. Das heißt nicht, dass Sie keinen Partner finden werden, wenn Sie diesen Kriterien nicht zu 100% entsprechen. Dinge wie Reichtum, Berühmtheit, blendendes Aussehen oder Aufopferungsbereitschaft steigern zwar das Potenzial, auf dem Partnermarkt einen guten Marktwert erzielen zu können, aber die Realität zeigt uns, dass auch ohne dieses Potenzial nicht alle Chancen vertan sind. Ausnahmen bestätigen die Regel immer und überall. Vielleicht sind es ja auch gar keine Ausnahmen, sondern alternative Partnerwahlstrategien, deren Wirkkräfte wir noch gar nicht kennen. Professor Karl Grammer vom Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut bezieht sich beispielsweise auf die vielen alleinerziehenden Eltern unserer heutigen Zeit. Evolutionär betrachtet ist es ein echter Nachteil alleinerziehend zu leben, dennoch wird es für immer mehr Frauen und Männer ein akzeptiertes Gesellschaftsmodell.
Außerdem heißt dies noch lange nicht, dass die gefundenen idealtypischen Partnersuchrituale ein Garant für eine funktionale Beziehung sind. Dadurch, dass alle Kulturen der Welt unglückliche Beziehungen, Trennungen und Scheidungen kennen, verliert das Konzept der universellen Attribute für gelungene Beziehungen durchaus wieder an Wirkung.
Spannend wird für die Partnerwahlforschung der nächsten Jahre somit die Frage sein, welche Werte bei welchen Paaren tatsächlich überwiegen und weshalb. Könnten Männer also theoretisch einen geringen Status durch ein Übermaß an Treue oder Zärtlichkeit ausgleichen? Können Frauen mit eher unterdurchschnittlichem Aussehen durch andere Qualitäten auftrumpfen, wie etwa Reichtum? Wie Sie sehen, steht die Wissenschaft hier noch mehr oder weniger in den Startlöchern eines globalen sozialen Forschungsfeldes, an dessen Ende die Erfassung der Weltgesellschaft steht. Ein hehres Ziel, dass ganze Generationen von Forschern beschäftigen könnte.
Somit können wir festhalten, dass die meisten Menschen einer Art Wunschbild ihrer Traumpartner hinterherlaufen. (Vergleichbares) Aussehen, ähnlicher sozialer Status, ein Liebesbeweis und ein aufgeschlossener wie ehrlicher Charakter, sind in den meisten Orten dieser Welt grundsätzliche Kernkompetenzen für eine erfüllte Beziehung. Also ja, Partnersuche ist überall auf der Welt mehr oder weniger vergleichbar. Sie entspringt dem Menschsein und wird sich vermutlich niemals wirklich ändern. Es wird sicher spannend sein, diese Phänomene in Zukunft weiter zu erforschen.
Quelle:
„Wer will wen“ Focus Magazin Nr. 36, 05.09.1994.
URL: https://www.focus.de/wissen/natur/wer-will-wen-partnerwahl_id_1832036.html
Weitere interessante Beiträge aus dem VIP Magazin
Interview mit Dr. Thomas Schulte
Das Interview Rechtsanwalt Dr. Thomas Schulte mit Anita G. Schwarzenberg zum Thema der Partnervermittlungen.
WEITERLESENLuhmann – ist Liebe etwa ein Gefühl?
Niemand hätte vermutet, in den soziologischen Schriften Niklas Luhmanns auf das Thema Liebe zu stoßen.
WEITERLESENWie wird Liebe erforscht?
Warum sollten sich Soziologen mit der Liebe befassen? Bislang haben wir uns dem Thema meist auf der psychologischen Ebene genähert.
WEITERLESENWie sich Männer verlieben
Lieben zu können, setzt voraus, dass man sich vorher verliebt. Männer durchlaufen dabei einen Prozess aus sieben Stufen.
WEITERLESENDer erste Eindruck entscheidet
Dass wir uns in den ersten paar Sekunden nach dem Kennenlernen ein stabiles Meinungsbild über einen anderen Menschen machen, haben viele bereits im eigenen Alltag erlebt. In kürzester Zeit nach dem ersten Kontakt generiert unsere Wahrnehmung eine ganze Palette an positiven/negativen Zuschreibungen.
WEITERLESEN