Manche Frauen suchen explizit nach Machotypen, manche Männer wollen scheinbar Frauen, die sie zu einem Pantoffeltierchen machen. Warum machen wir uns also selbst das Leben schwer? Die Antwort wirkt erstmal ernüchternd: Weil manche nun einmal Liebe nur so kennen. Das klingt zwar etwas abwegig, aber bitte lassen Sie es mich erklären: Beziehungen werden uns nicht aufgezwungen, sondern Staat und Gesellschaft (manchmal auch Verwandte oder Freunde) schaffen mittlerweile nur noch den Rahmen, in dem wir unsere Partnerwahl frei entfalten können. Aber wie frei sind wir in unserer Auswahl wirklich? Denn es spielen noch eine ganze Reihe anderer Faktoren in diesen Entfaltungsprozess ein. Warum wir uns von einer Person angezogen fühlen oder nicht, lässt sich anhand unserer Kindheit erklären.
Grundsätzlich möchten wir das Gefühl von Liebe und Geborgenheit rekonstruieren, dass wir als Kinder durch unsere Bezugspersonen erfahren haben. Unsere frühkindliche Prägung davon, was für uns Liebe ist, entscheidet darüber, welche Persönlichkeiten wir als Erwachsene toll finden und in welche Charaktere wir uns verlieben. Diese frühkindliche Prägung läuft keineswegs nach einem vorgegebenen Schema-F ab. Dennoch wird sie immer Auswirkungen darauf haben, wie wir uns als Erwachsene verhalten und nach welchen Partnerschaften wir suchen. Wir haben in unserem Beitrag zu den Bindungstypen bereits an diesem Forschungsdesign gearbeitet, wollen nun jedoch die individuelle Perspektive unserer Partnervorlieben noch etwas genauer beleuchten. Dabei wird uns das kindliche Reaktionsschema helfen zu verstehen, warum manche Menschen desaströse Beziehungen suchen und immer wieder die gleichen Fehler zu begehen scheinen. Ferner beinhaltet dieser Ansatz ein paar nützliche Erläuterungen, warum wir dennoch in schwierigen Katastrophen-Beziehungen eine glückliche und erfüllte Partnerschaft finden können.
Menschen, die in ihrer Kindheit starke Zurückweisungen erlebt haben oder emotional unausgeglichene Eltern hatten und diese Menschen auch als Bezugspersonen geliebt haben, werden später wieder nach solchen Persönlichkeiten suchen. Also sorgt die Erziehung durch einen sehr strengen Vater dafür, dass wir möglicherweise später einen Mann zum Partner wählen, der ebenfalls sehr dominant ist. Wer eine aufbrausende Mutter hatte, sucht eher nach einer leidenschaftlichen Partnerin, als nach einem introvertierten Mäuschen. Würden sich Menschen mit einer derartigen Kindheitsprägung einfach jemanden suchen, der immer nett zu ihnen ist und Konflikte perfekt vermeiden kann, würde ihnen sehr schnell langweilig werden. Sie würden schlichtweg das Liebes-Schema vermissen, dass sie als Kinder gelernt haben – so gut oder schlecht es auch war. Wichtig ist dabei immer, wie der autoritäre Partner wahrgenommen wird. Ist es liebevolle strenge oder tyrannische Herrschsucht? Die Antwort darauf muss jeder für sich selbst definieren und etwaige Ergebnisse können mitunter stark voneinander abweichen.
Finden wir also einen potenziellen Partner einfach nur langweilig, arrogant, verweichlicht oder nicht gutaussehend, meinen wir unterbewusst damit, dass diese Person uns nicht das geben kann was wir eigentlich suchen… dass solche Menschen nicht die uns anerzogenen Definitionen von Liebe matchen. Sie können uns nicht so lieben, wie wir geliebt werden möchten. Das kann also mitunter auch jemand sein, der uns nicht die Dominanz oder Zurückweisung geben kann, die wir als Kinder erlebt haben. Kurz gesagt: Jemand, der es nicht schafft uns so leiden zu lassen, wie wir leiden wollen und müssen, um dies als Liebe zu empfinden, kann kein Partner für uns sein, den wir lieben können. Auf die genauen Spielarten unserer persönlichen Attraktion haben wir keinen Einfluss. Dabei könnten wir sehr davon profitieren, wenn wir die Muster hinter diesem Phänomen nur komplett verstünden. Viele Probleme in Beziehungen entstehen, weil wir uns falsch verhalten – eben weil wir die Reaktion unseres Partners nicht so erwartet hätten. Ein Großteil der täglichen Reibereien der Beziehung liegt in Wirklichkeit an der Reflexion unseres kindlichen Emotions-Reaktions-Schemas. Das lässt sich am besten ein einigen Beispielen erklären.
Wenn wir einen Partner haben, der schnell aus der Haut fährt und dann aufbrausend und laut wird, wäre das entsprechende kindliche Reaktionsmuster, dass wir uns schuldig fühlen. Sobald mit uns geschimpft wird, verfallen wir in die Reaktion Schuldbewusstsein. Im schlimmsten Fall verursachen die Anschuldigungen nur Trotzreaktionen, die den aufbrausenden Partner noch wütender machen. Die erwachsenere Einstellung wäre hier, sich dem Problem des Partners zwar anzunehmen und ihn/sie zu unterstützen, aber wir müssen uns nicht schlecht fühlen, wenn unser Partner sauer ist – zumal es ja manchmal auch gar nicht unser konkretes Problem ist. Wir haben die Impression Schuld lediglich als Kinder gelernt und einen Partner gewählt, der dieses Emotionsmuster auch heute noch wiederspiegelt. Ist unser Partner oftmals arrogant, gehässig oder herablassend, wäre das kindliche Schema die Annahme, dass wir uns selbst dumm oder unterlegen fühlen.
Die erwachsenere Lösung für uns wäre jedoch das Gegenteil. Sich der Sache einfach nicht anzunehmen. Wer sich hier in Erinnerung ruft, dass er/sie gar keinen Grund zur Sorge haben braucht, da jeder IQ sich leicht unterscheidet und Intelligenz nur ein Teilaspekt des Menschen ist, hat schon gewonnen. Wer mit sich zufrieden ist, braucht das eigene Selbstwertgefühl nicht einzuschränken und lässt sich auch bei den harschesten oder dümmsten Sprüchen des Partners nicht mehr so leicht unterbuttern.
Statt kindlich-emotionalen Reaktionen, können erwachsene Antwortmuster den gesamten Konflikt auflösen. Keine Verlagerung, oder Ausschweigen des Problems, sondern dessen Lösung.
Trotzdem ist der Rat unserer Freunde und Bekannten meist das Gegenteil. „Der Typ ist doch ein aggressiver Idiot… mach Schluss mit ihm und such dir einen netten Kerl, der dich nicht ständig runtermacht“. Dieser Rat ist zwar nur mit besten Absichten formuliert, aber was, wenn wir uns nur bei jemandem geborgen fühlen, der eben diese aufbrausende Art besitzt und deshalb eine viel zu niedrige Impulskontrollen vorweist? Wenn wir nun einmal so jemanden brauchen, wäre der gut gemeinte Rat sogar fatal. Wie gesagt: Wir können uns dem Muster unserer emotionalen Attraktion nicht so leicht entziehen. Wenn jemand die Musikrichtung Heavy Metal liebt, wird man ihn/sie mit einem Leben voller Swing-Jazz und Schlager nur langweilen, egal wie oft man dieser Person sagt, dass die ruhige Musik doch viel besser für die Nerven ist und nicht so stressig, laut und aggressiv wirkt. Ähnlich ist es bei Partnervorlieben.
Die Liebe zwischen zwei Menschen lebt von den schönen Augenblicken. Aber sie wächst durch die schwierigen Zeiten, die beide gemeinsam bewältigen. Wenn Sie also das nächste mal innerlich vor den widerlichen Marotten Ihrem Partner kapitulieren, grämen Sie sich nicht, sondern versuchen Sie die Emotionen rational zu betrachten. Wenn Sie sich nun einmal zu wütende Furien oder Machotypen hingezogen fühlen, hinterfragen Sie, warum das so ist. Graben Sie dabei ruhig ein wenig tiefer in Ihrer Erinnerung – vielleicht liegt die Lösung irgendwo in Ihrer Kindheit verschüttet. Wenn wir eine impulsive Reaktion rational nachvollziehen können, verliert sie gleich an emotionaler Hitze.
Quelle:
„Warum wählen wir schwierige Partner?“ am 30.01.2018 von „The school of life“ auf Youtube hochgeladen.
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