Ob die Entscheidung wirklich das wiederspiegelt was wir wollen, zeigt sich erst durch unser Commitment, die Folgen der Entscheidung langfristig durchzuhalten. Unsere Bereitschaft für Fitness und ein gesundes Leben mag noch enorm sein, wenn wir den Vertrag im Fitnessstudio abschließen. Ob wir wirklich bereit sind, Commitment in diesen Wunsch zu investieren, zeigt sich erst dann, wenn wir auch dem schlechtesten Wetter trotzen, um regelmäßig im Fitnessstudio aufzutauchen. Auch kommt wieder die Zeit der guten Vorsätze für das kommende Jahr. Statistisch werden wahrscheinlich wieder etwa 53% mehr Bewegung und Fitness als langfristiges Ziel formulieren. Übrigens haben sich etwas mehr als die Hälfte derjenigen, die für 2017 gute Vorsätze gefasst hatten, mindestens drei Monate (oder sogar dauerhaft) an ihre guten Vorsätze gehalten. Eine 50%ige Halbwertzeit bedeutet jedoch auch, dass etwa jeder zweite gute Vorsatz wieder zügig über Bord geworfen wird. Wieso schaffen es manche und andere nicht? Woran liegt es, dass aus einem klaren Wunsch ein quälender Zwang wird?

Die Wirtschaftspsychologin der Boise State University Dr. Heidi Reeder hat mit Hilfe der Commitment-Gleichung eine Berechnungsmöglichkeit gefunden, um die Wahrscheinlichkeit für unsere guten Vorsätze auszurechnen. Auch in Beziehungen ist dieses Commitment sehr wichtig. Ohne jetzt schon wieder mit Mathe anfangen zu wollen, lässt sich Commitment in einer Gleichung am besten darstellen, so die Expertin.

„Commitment = Gewinn minus Kosten plus Investment minus Optionen“

Gewinn wäre bei einer Beziehung Glück, weniger Stress und ein Mehr an gemeinsamer Harmonie, also alle positiven Veränderungen, die uns am Ziel erwarten. Mehr zu den Benefits der Liebe finden Sie übrigens bei John Gottmans Forschungen.

Als Kosten können Sie die Einschränkungen betrachten. Zum Beispiel der Verlust der individuellen Freiheit, sobald man sich in einer Paarbeziehung bindet. Die nervigen Angewohnheiten oder Launen des Partners können ebenso dazugezählt werden. Außerdem bekommt man die Verwandten und Freunde des anderen Menschen notgedrungen mit dazu – auch die Trottel darunter. Zählen Sie zu den Kosten also quasi alles, was ihrem Commitment für eine getroffene Entscheidung entgegenstehen könnte.

Investments sind jene psychischen, körperlichen oder finanziellen Aufwendungen, die bereits in den Plan investiert wurden. Sobald Sie dann den Plan verwerfen, gehen meist auch diese Aufwendungen verloren. Wer eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio abschließ, dann aber niemals dort erscheint, hat die Beitragskosten schlichtweg in den Sand gesetzt. Laut Dr. Heidi Reeder steigt die Chance zu scheitern immer dann, wenn die Investitionen in den Plan nicht hoch genug sind. Investitionen sind somit das Engagement, dass wir bereit sind aufzubringen. Wer aber bereits hohe Investments in eine Entscheidung getätigt hat, wird mit größerer Wahrscheinlichkeit an dem Plan festhalten, selbst wenn dies einmal mehr und manchmal weniger Spaß macht. Je höher die Investments, desto geringer unsere Abbruchquote.

Optionen sind dann die Alternativmöglichkeiten, die uns offen stehen. Aber: Optionen bei einer neuen Beziehung mitzubringen wäre meist ziemlich gemein. Wer einen neuen Partner findet und sich dennoch weiterhin auf Dating-Portalen herumtreibt, zeigt kein großes Commitment in die Beziehung. Somit bleibt hier die einzig legitime Option Single zu bleiben, als einzig konstruktive Alternative zur Paarbeziehung. Viel besser lassen sich die Alternativen beim Commitment für einen neuen Job verdeutlichen. Wer trotz neuer beruflicher Entwicklung die Jobbörsen weiterliest und sich weiterhin umhört, bringt weniger Commitment in die Entscheidung ein, bei dem gewählten Job zu bleiben. Allein die Existenz eines Alternativ-Plans mindert das Commitment für die ursprüngliche Entscheidung.

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Wir Menschen sind Effizienz-Perfektionisten. Dass Paarbeziehungen auch nach den ersten wundervollen Monaten auf der berühmten Wolke Sieben noch logisch für uns erscheinen, liegt an der „Post-decisional dissonance reduction“. Also an der Verminderung der Dissonanzen nach einer getroffenen Entscheidung. Unsere Widersprüche in uns verlieren nach einer festen Entscheidung an Bedeutung. Das klingt komplizierter als es ist. Wer sich beispielsweise für eine bestimmte Wohnlage entschieden hat, wird ihre positiven Aspekte stärker betonen und damit unterbewusst die Alternativoptionen abwerten. Also wer ein Haus im Grünen gekauft hat, wird die ländliche Lage, die Ruhe und die natürliche Idylle immer als positiver empfinden, als die Alternativen in der Großstadt. Stadtmenschen werden diese Boni weniger zu schätzen wissen, als die Möglichkeit schnell und einfach in der Innenstadt einkaufen zu können. Für urbane Menschen rücken die Vorteile des Stadtlebens klar in den Fokus. Die „Post-decisional dissonance reduction“ hilft also dabei, die von uns getroffenen Entscheidungen beizubehalten. Sie erzeugt in uns Commitment durch eine Art „Schönreden“ des eingeschlagenen Weges.

Grundsätzlich lassen sich zwei Charakter-Typen unterscheiden. Die sogenannten „Maximierer“, sind quasi niemals zufrieden und bleiben auch nach getroffenen Entscheidungen stets für Alternativen offen. Ihnen gegenüber stehen die „Satisficer“, die irgendwann erkennen, dass sie mit einer Entscheidung zufrieden sein können. Eben das ist der Schlüsselbegriff – Zufriedenheit. Denn „Maximierer“ sind quasi niemals zufrieden und können deshalb in der Regel kaum Commitment in eine Entscheidung investieren. Sie rechnen immer damit, nur der/die/das Zweitbeste zu haben und streben permanent nach Veränderung. Dr. Heidi Reeder rät davon ab, ewig über das was wäre wenn nachzudenken.

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Wer übrigens häufig über Alternativen nachdenkt (ob im Job oder in der Beziehung) sägt unterbewusst am eigenen Commitment-Ast. Wer also häufig über alternative Partnerschaften nachdenkt, versetzt sich in eine emotionale Grundeinstellung, in der eine Trennung durchaus realistischer wird. Die Trennung verliert ihren Undenkbarkeits-Charakter. Studien ergaben, dass Romantik-Shows im TV genau diese Gedanken immer wieder reproduzieren. Befragungen mit über 400 Ehepaaren ergaben, dass die Rezipienten von Love-Show-Formaten durchaus häufiger über Partneralternativen nachdenken. Die verlockenden Alternativen müssen dabei gar nicht der Wahrheit entsprechen. Wenn also die Pinguine am Südpol auch nur glauben würden, dass es eigentlich am Nordpol viel schöner sei, könnte dies theoretisch schon das Südpol-Commitment der Pinguine schmälern – vermutlich nur solange, bis sie dem ersten Eisbären begegnen.

Aber zurück zur Gleichung: „Commitment = Gewinn minus Kosten plus Investment minus Optionen“Was versprechen wir uns von der neuen Beziehung? (abzüglich) Was wird uns an der neuen Beziehung nerven/einschränken? (plus) Was haben wir schon investiert? (abzüglich) Was wären die Alternativen für uns? Wenn wir dies nur für einen Entscheidungsweg ausrechnen, bringt das erstmal nicht viel. Wir können auf diesem Weg aber Vergleichswerte für verschiedene Möglichkeiten errechnen und sie miteinander vergleichen – solange wir bei den einzelnen Gleichungen ehrlich und unseren echten Gefühlen entsprechend eingesetzt haben. Zugegeben: Die Variablen realistisch einzuschätzen und mit Werten zu beziffern, ist gar nicht so einfach, aber laut Dr. Reeder ist die Commitment-Gleichung als Formel durchaus funktional, um Entscheidungen rational abzuwägen.

Quellen:

Statista Tabelle über „Gute Vorsätze für das neue Jahr“ aus 2017
URL: https://de.statista.com/infografik/781/gute-vorsaetze-fuer-das-neue-jahr/

Wolf, A. „Commitment – Ja sagen zur eigenen Entscheidung“ Psychologie Heute, 42. Jahrgang Heft 10. Oktober 2015. S.24-28

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